Workation in Mexiko – Teil 2: Impulse
Es sind bereits mehr als drei Wochen vergangen, seitdem ich mich auf mein Abenteur «Workation» in Mexiko begeben habe. Die Wochen standen mehr im Fokus ‘work’ als ‘vacation’, weshalb sich dieser Teil meiner Workation um den Alltag in einem fremden Land widmet. Genau dieser vermeintlich «gewöhnliche» Alltag macht das Projekt Workation so spannend.
Trennung von Arbeit und Ferien
Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, an einem «Ferienort» z. B. in Strandnähe zu arbeiten. Meine Idee dieser Workation ist trotz der Verbindung von Ferien und Arbeit, die beiden Disziplinen nicht zu stark ineinander verschmelzen zu lassen. Ich möchte nach meinen Arbeitswochen einen bewussten «Strich» machen, um dann die Ferien ganze ohne Geschäftsgedanken geniessen zu können.
Ein entscheidender Grundstein für das Arbeiten im Ausland legten wir bei webage weit vor meiner Reise: Voice over IP, welches das Telefonieren aus der ganzen Welt mit Schweizer Festnetznummer ermöglicht. Dank einem computerlastigen Arbeitsalltag und der gestiegenen Akzeptanz für virtuelle Meetings gab es für mich nur wenig Zusätzliches zu organisieren. Meine Vorbereitung bestand primär aus dem Finden eines geeigneten Arbeitsplatzes und beim Organisieren meiner Kundentermine.
Arbeitsplatz: Zu flexibel muss es gar nicht sein
Mit WeWork hatte ich eine überaus flexible Co-Working Lösung gefunden. Es gibt mehrere Arbeitsplätze in der Stadt, ebenso könnte ich für spontane Eskapaden auch von anderen Städten aus in Mexiko arbeiten. All Access Pass heisst diese Mitgliedschaft und bietet maximale Flexibilität zu einem verhältnismässig fairen Preis.
Sich am neuen Ort einnisten
Und habe ich diese Flexibilität genutzt? Nein. Ich genoss es in den wenigen Wochen «meine» wenngleich fremde Arbeitsstädte aufzusuchen, um so die Umgebung meines Arbeitsplatzes von Tag zu Tag besser kennen zu lernen. Ob Kaffee’s, Picknick-Plätze im Park oder leckere Restaurants – Es gab jeden Tag etwas Neues zu entdecken um sich so sein «Reich» zu schaffen.
Mit der dritten Woche fühlte ich nach und nach diese so schöne und zugleich gefährliche Routine. Vieles war mir plötzlich vertraut und die Tage begannen sich einander anzugleichen – die neuen Impulse begannen weniger zu werden. Wäre das Projekt Workation länger gegangen wäre dies für mich ein guter Moment gewesen, mir über einen Standortwechsel Gedanken zu machen. Da ich aber «nur» ein paar Wochen im Ausland arbeiten werde, war ein Standort für mich mehr als genug. Umso wichtiger war mir die Infrastruktur des Arbeitsortes.
Top + Flop meines Arbeitsplatzes
Top: Dank tadelloser Verbindung und grosszügigen Arbeitsplätzen konnte ich uneingeschränkt meiner Arbeit nachgehen. Rückblickend bin ich froh, habe ich mich gegen ein günstiges Co-Working Angebot entschieden und dafür auf einen etablierten Anbieter zurückgegriffen. Ebenso bestärkte es mich in meinem Entscheid, einen urbanen Arbeitsort gewählt zu haben.
Flop: Ein Aspekt, welcher ich beim Open Space unterschätzt habe: Du weisst nie, wer plötzlich neben dir Platz nehmen wird. Als ich plötzlich eine Co-Workerin neben mir hatte, die eine Präsentation in imposanter Lautstärke vortrug, startete ich umgehend meine Recherche für Noice-Cancelling Kopfhörer. Eine absolute Empfehlung, wenngleich mir das bis heute fehlt. 😊
Kundenbetreuung in anderer Zeitzone: Mein heimlicher Star
8:00 Uhr in Monterrey bedeutet zugleich 15:00 Uhr in der Schweiz. Es liegt also auf der Hand, dass ich meine Kundentermine lediglich an meinem Morgen wahrnehmen konnte, sofern ich keine Nachtschicht machen wollte. Mit etwas früher als sonst aufstehen konnte ich den kompletten Nachmittag in der Schweiz abdecken. Simon hat am Vormittag einkommende Anfragen für mich angenommen. Grossen Dank an dich Simon! 😊
Das Resultat: An meinem Vormittag übernahm ich die Koordination und Kommunikation mit Kunden und am Nachmittag habe ich in aller Seelenruhe gearbeitet. Rückblickend, ein für mich perfektes Setting. Es zeigt mir auch auf, wie wichtig sogenannte «Fokus»-Zeiten sind, an welchen man sich nicht von externen Einflüssen wie Benachrichtigungen und Mails ablenken lässt.
Nun hat dies zwar nicht direkt mit dem Arbeiten im Ausland zu tun, jedoch hat die Workation dafür gesorgt, dass ich mehrere Wochen stringent nach dieser Methodik gearbeitet habe. Eine Erkenntnis, welche ich ganz bestimmt in die Schweiz mitnehmen werde.
Tipp: Plane deine Workation etwas im Voraus. Es ermöglicht dir, die Meetings bereits auf den entsprechenden «Zeitslot» zu legen bzw. als virtuelle Meeting aufzugleisen. So ersparst du dir und den Kunden/Mitarbeitenden zahllose und mühselige Terminverschiebungen.
Der Feierabend in einer anderen Kultur
Ein wunderbares neues Gefühl: Stell dir vor du verlässt deine Arbeitsstätte und bist plötzlich in einer anderen Kultur. Bei der Arbeit habe ich selten daran gedacht, von wo aus ich gerade arbeite. Umso schöner also, wenn man nach einem intensiven Arbeitsalltag seinen Abend in einer mexikanischen Altstadt bei Tacos und einem lokalen Bier ausklingen lassen kann. Ein wohlwollendes Gefühl und der «Ferienmodus» wird – wenn auch nur für kurze Zeit – aktiviert.
Gleichzeitig war ich mir auch bewusst, dass ich diese Form von Alltag nicht ein ganzes Jahr durchgezogen hätte. Ich befand mich also irgendwo zwischen Ferien und Arbeit – halt eben in meiner Workation. Es war auch genau dieses Zwischenstadium, welches mein «Fernweh» und mein Drang nach «Ferien» verstummen liessen. Einerseits wegen den Feierabenden, aber natürlich auch wegen den Wochenenden.
Lebe jedes Wochenende wie in einer Workation
Der Faktor Zeit hat mir gerade am Wochenende geholfen, «mehr» aus meinen freien Tagen herauszuholen. Im Wissen, dass mir nur sehr wenige Wochenenden in Monterrey zur Verfügung stehen, habe ich viele Ecken der Stadt entdeckt und auch den einen oder anderen Tagesausflug unternommen. Ich hatte weniger das Gefühl, auf «Touristen-Pfaden» unterwegs zu sein, sondern fühlte mich mehr unter «Gleichgesinnten» bei den jeweiligen Tagesaktivitäten.
Mit Monterrey hatte ich zudem das Glück, dass die Ausflugsorte in Sehdistanz zur Stadt liegen: Die Berge. Innerhalb einer halben Stunde kann man an den Stadtrand fahren und so dem turbulenten Stadtleben entfliehen. Ein für mich wichtiger Faktor bei der Standortwahl des jeweiligen Workation-Standortes: Welchen (Tages-)Aktivitäten kannst und willst du nachgehen? Bietet der Standort dir diese Möglichkeiten?
Persönliches Fazit: Impuls + Relfexion in einem
Das kurzzeitige Arbeiten im Ausland hat mich nicht nur einer neuen Kultur nähergebracht, sondern hat mir auch geholfen, die Ausgestaltung meiner «Schweizer» Arbeitswoche zu hinterfragen.
Erst durch die Zeitverschiebung habe ich erfahren, welchen Stellenwert «Fokuszeiten» ohne permanente Erreichbarkeit für mich haben und wie ich dadurch meine Kundenprojekte noch effizienter umsetzen kann. Ebenso hat es mich darauf besinnt, wieder mehr aus meinen Wochenenden zu machen und sie nicht nur als Ruhetage einer intensiven Arbeitswoche wahrzunehmen.
Sicherlich gilt es zu beachten, dass die Arbeitswoche in einer Workation nicht eins zu eins mit einer «normalen» Arbeitswoche zu vergleichen ist. Aber eine Workation gibt dir neue Impulse und lässt dich in praktischer Form reflektieren, wie du deine Arbeitswoche zu Hause lebst.
In Punkto Produktivität hat die Workation gegenteiliges bewirkt, als man dies zu glauben meint: So produktiv und motiviert fürs Arbeiten war ich in diesem Jahr wohl noch nie.